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Während die Aktienkurse vieler Hightech-Unternehmen
purzeln, freut sich Hubert Sperger über Zuwachsraten
von "20, 30 Prozent jährlich" bei einem
ausge-sprochenen Lowtechprodukt: Putzlappen.
Eigentlich hatte die von seinem
Vater 1950 gegründete Firma Hans Sperger Ihre
Wurzeln in der Entsorgung von Papier- und Textilabfällen.
Bis Sohn Hubert die Marktnische Putzlappen entdeckte.
Inzwischen bietet er ein breites Sortiment von Putzlappen
für die verschiedensten Branchen an
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Während die meisten Unternehmen mit der Standardware
"Trikort bunt" aus der Altkleidersammlung auskommen,
beliefert er Unternehmen der Lebensmittelindustrie, darunter
Suchard, Ölz und Rauch mit hochweißen Lappen direkt
aus der Textilindustrie. Auch diverse Flugunternehmen bevorzugen
weiße Ware zum Putzen Ihrer Helikopter und Flugzeuge.
Putzlappen werden in Polen
oder Ungarn geschnitten. Auch Sperger hat früher importierte
Ware ge- und verkauft. Dann erfuhr er vor etwa fünf Jahren,
dass ein Schweizer Branchenkollege mit Sozialorganisationen
kooperiert. Da die Caritas in Vorarlberg ein Sortierwerk mit
schwervermittelbaren Arbeitskräften betrieb, griff Sperger
die Idee auf.
Putzen
mit gutem Gewissen
Die Sammelware aus Altkleider-Containern
sortieren langzeitarbeitslose Frauen bei Carla-Tex in Hohenems,
einem Arbeitsprojekt der Caritas. Geschnitten und verpackt
werden die Putzlappen von Jugendlichen. In den Anlern- und
Fachwerkstätten der Lebenshilfe arbeiten jugendliche
Sonderschulabgänger mit Entwicklungszverzöge--rungen
und anderen Beeinträchtigungen. In der Dornbirner Jugendwerkstätte
bekommen Arbeitslose eine Chance, sich auf das normale Erwerbsleben
vorzube--reiten. Spergers Kooperartion mit den Sozialprojekten
hat aber auch einen ökono-mischen Hintergrund. Zu normalen
Lohnkosten wäre eine Produktion in Österreich kaum
möglich.
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Sperger verweist diesbezüglich
auf eine "lebenszyklusweite Ressourcenanalyse",
die er bei TBL Technisches Büro Leiler und Gert
Irgangbusiness transformation beauftragte. "Sinn
machen Mehrweg-Putzlappen nur in Druckereien, in der
metallverarbei-tenden Industrie sind sie dagegen weder
ökonomisch noch ökologisch". Ein Grund
für das schlechte Abschneiden der Mehrweglappen
sind die langen Transportwege nach Deutschland und
im Fall Sperger
in die Schweiz. Die hochgradig verschmutzten Textilien
dürfen nur wenige Spezialwäschereien waschen.
In der Sondermüllverbrennung dagegen könne
durch die Beimengung der Lappen bei der Zufeuerung
gespart werden, argumentiert Sperger.
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Auf
seiner Homepage nennt der Vorarlberger Unternehmer als Ziel,
Österreichs beste Einweg-Putzlappen herzustellen. Was
unterscheidet also einen guten Lappen von einem gewöhnlichen
Fetzen?
Ein
guter Lappen besteht aus reiner Baumwolle", erläutert
Sperger. "Wenn da Kunstfaser drinnen ist, schmiert das
umanand." Wichtig sei zudem eine hohe Saugfähigkeit,
dass das Material nicht fusselt und nicht zu groß geschnitten
ist:
"
Denn doppelt so große Lappen werden nicht doppelt so
lang verwendet."
Waschen
oder verbrennen?
Sperger bietet
sowohl Einweg- als auch Mehrweg-Putzlappen an, wobei
er der Kundschaft meistens die Einweg-Lappen empfiehlt.
Einerseits kämen sie rund 40 Prozent billiger als
das Mehrweg-System, andererseits spreche auch die Ökobilanz
für die Wegwerf-Lösung. |
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